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„Dank“ Terroristen Ostern im Königspalast

Rara

Zuerst sieht das nicht gerade königlich aus. Aber zum Titel später. Zuerst zu den Raras, ein Artikel aus LATINAPRESS, der ZU schön ist um ihn selbst zu schreiben; ich zitiere ihn gleich noch einmal.“Es beginnt die Zeit der Oster-Raras, urheidnische Strassenprozessionen besonders vor dem Haus eines „Houngans“, wie die Zauberer hier heißen. Eine rasch wachsende Menschenmenge rottet sich zusammen mit bunten Fahnen, unter viel Klamauk. „Rara-Musik besteht aus wilden Stößen von Naturtönen aus „Vaksen“, riesigen bemalten Bambushörnern, Blechröhren und improvisierten Blasinstrumenten, manchmal verstärkt durch ausgediente, verbeulte moderne Blasinstrumente wie Trompeten, Reiterbässe, Posaunen, Saxophone und Rundhörner. Dazu kommen ein Arsenal von selbstgebauten Lärminstrumenten, Trommeln, Tamtams, Tamburins oder einfach Pfannen, Bleche, Schellen und alles was sonst noch Lärm erzeugt. Die „Musik“ ähnelt einer wildgewordenen Gugge aus der Schweiz oder einer Gaga-Taino-Indianermusik aus der Dominikanischen Republik und dröhnt wild und afrikanisch.

Die Musik ist rhythmisch, ohrenbetäubend und angsteinflößend, Melodien sind kaum zu erkennen. Sie ähnelt nordisch-alpinen Frühlingsbräuchen, mit denen die Wintergeister vertrieben werden. Aber im Gegenteil, so wird gesagt, sollen damit die bösen Geister und Dämonen herbeigerufen und „hounganhörig“ werden. Und im Gegensatz zum Norden, wird da noch geglaubt was man macht, es lebt und ist nicht zu folkloristischem Spiel verkommen. Der Houngan ist Zeremonienmeister der Teufel und Zombies, und die Leute behaupten, dass damals die Kreuzigung des christlichen Gottessohnes auf diese Weise von den heidnischen Horden gefeiert worden sei, mit Rara, Tanz und Lärmtiraden. Durch Feiern dieses urheidnischen Brauches wollen sie sich von den Christen absetzen, auch wenn sich die einen trotzdem „Christen“ nennen und sonntags in die Kirche pilgern. Das eine schließt eben das andere nicht aus, hier in Haiti.

Der Lärm ist von fern unüberhörbar und zieht immer mehr Anhänger an, besonders Jugendliche. Es wird getanzt, etliche machen Akrobatik, laufen auf Stelzen oder verrenken ihre Glieder. Die von einem Vorsänger mit Megaphon vorgegebenen Sequenzen oder Phrasen werden von dem Riesenchor nachgesungen. Dass dabei auch Clairin, wie die hochprozentige Zuckerdroge hier heißt, eine bedeutende Rolle spielt, versteht sich von selbst. Man leistet sich auch einige Zigaretten, und die Tablet-Verkäufer marschieren mit (Tablets sind Kleingebäck aus Erdnuss und Zucker). Die Menge strömt tänzelnd durch die engen Gassen der Quartiere und auch über Land und bewegt sich gröhlend immer weiter, zwängt sich durch Nachbardörfer, durch Auto- und Nationalstraßen. Das kann zu ungeheurem Verkehrschaos führen, stundenlange Staus müssen in Kauf genommen werden, das ist ja zu Ostern auch in „entwickelten“ Ländern so, und Volksbrauch hat Priorität. In der Hauptstadt angekommen, schützt Polizei die Raras, und die Regierung unterstützt altes Brauchtum mit Beiträgen (trotzdem noch nicht wie in der Schweiz, wo Geissenpeter, Ziegenherden und Alphornbläser vom Verkehrsverein bestellt und bezahlt werden. Aber Touristen gibt es ja auch noch gar keine hier, zum Glück???). Das war nicht immer so. Zu Zeiten, da Raras als Ausdruck des Volksgefühls politisch „missbraucht“ wurden, wurden die wirksamen „Massenmedien“ als Volksaufwiegelung verboten.

In der Prozession fallen ein oder zwei Zombie-Träger auf, ähnlich unseren Fahnenträgern auch hier ein Ehrenamt, das immer von den gleichen Würdenträgern ausgeführt wird. Sie tragen in einer zugelöteten, mit einer teuren Decke verhüllten Metallkiste , die ebenfalls „Zombie“ wird, „Zombies“ umher, die verlorene Seele und Reliquien eines Verstorbenen, Zauberzeugs von Teufeln und Dämonen, unheimliche und gruselige Dinge, die niemand kennt und noch niemand gesehen hat. Die fremde Seele kann vom Zauberer für seine Dienste benutzt werden. Da Zombies sehr teuer sind, werden dir Körbe oder Kisten für die Dauer des Raras gemietet und mitgetragen. Der Rara dauert die ganze Nacht, oft auch den folgenden Tag, und kann sich nochmals bis weit in die nächste Nacht hineinziehen.“

Da wo ich heute lebe, in den haitischen Bergen, tönt es vor Ostern ganz anders (siehe auch „http://www.esmono.ch/den-vorteil-entdecken/„):

Rara um die Trümmerburg  

 Rara beim Nachbar Houngan

 Rara in Leogane

Zurück in die haitische Härte

 

Nicht nur vor Ostern, sondern täglich wird man hier in den Schwarzen Bergen um 4.00 Uhr geweckt. Statt Claironfanfaren eine Sprechtüte (Megaphon), ein Träumer singt stereotyp veraltete Texte in die Nacht hinaus: „vini manje, vini manje“ (kommt essen)!

Terroristen

Die scheusslichen Greuel von Terrorismus der letzten Tage wecken Erinnerungen an eigene, längst vergangene Ostern in islamischen Landen. Terroristen gab es nämlich schon damals. In jener Kultur gibt es auch den Beruf des „Märchenerzählers“ wahrscheinlich seit Jahrtausenden. Und „Märchen“ werden alle Geschichten genannt. Somit bin ich also DOCH ein „Märchenerzähler“.

Der SLV (Schweizerischer Lehrerverein) hatte einen Reisedienst. Ich war dort Spezialist für Afrika. So habe ich die Hälfte der afrikanischen Staaten „kennen“ gelernt. incl. moslemische, wie Marokko. „Ostern im Königspalast“ war wirklich erlebt. Als Gast eines grausamen Tyrannen und Despoten, der von den wirklichen Terroristen als Zielscheibe gesucht wurde – ich war unverdächtig … Hassan II. wurde als „skrupelloser Despot“ bezeichnet. Über die Ostertage wollte er auf Reise gehn; um seinen Aufenthalt zu verschleiern, liess er kurzfristig alle bedeutenden Hotels sperren … Tausende von Gästen mussten auf der Strasse biwakieren. 

Ich war mit einer Lehrergruppe in Marokko unterwegs, als Reiseleiter des SLV. Der König hatte Paläste in Rabat und Fes; in den lud er mich samt meiner Gruppe über Ostern ein. Da trafen sich die Träume!

Leider ohne ihn persönlich zu treffen. Ich hätte ja gebrechlich bedingte Mühe gehabt, den vorgeschriebenen Knicks zu machen. Zudem war ER unterwegs, und meine Meinung hätte nichts geändert. SEINE Meinung zu beeinflussen wäre noch gefährlich gewesen. Trotzdem, es war nett. Es blieb unauslöschlich in Erinnerung.

Trotz Abwesenheit des Meisters wurden wir mit Claironklängen geweckt, das ist offenbar so üblich. Youtube oder ähnliche Technologien gab es leider noch nicht:

 (aber es klang ganz ähnlich)

 Und wie die Kinder lesen lernten …

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