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Kein Aprilscherz …

Musik

Diese „Musik“ ist kein Aprilscherz, auch wenn die „Royal Entrance Fanfare“  aus dem letzten Blog  aus technischen Gründen noch nicht reif war; Youtube existierte noch nicht . 

Mein Wohnquartier liegt unmittelbar neben einem Houngan-Tempel, auch kein Aprilscherz, kenntlich an den heiligen Fahnen, so dass ich die an sich fremdenfeindlichen teils nächtlichen Präsentationen unbeobachet aufnehmen kann – wenn genug Licht vorhanden ist; sie dauern die ganze Nacht. Als ich den Hougan einst nach der Bedeutung der Fahnenfarben fragte, war die Antwort, Heiliges verrate er nicht, auch wenn ich noch so viel Geld hätte …  

Houganhaus

Das Geheimnis ist, sich in anderen Welten, auch vermeintlichen Unwelten. zurecht zu finden, ohne irgendwo anzuecken. So wie Olmyda, die Tochter Melissas, das älteste Kind, der ESMONO bereits entlaufen, hier mit 15 , inzwischen mit 16 Jahren.

Rara ist eine haitianisch-heidnische Musikform afrikanisch-mayanischen Ursprungs, gesungen vor allem vor den Ostertagen, vor den Tempeln von Houngans. Der Rara erinnert an die Zeiten der Sklaverei, isr aber viel älter. Er distanziert sich bewusst von den üblichen Kulturen und Instrumenten. In solcher Umgebung wachsen unsere Kinder auf; wir müssen aufpassen, ihr kulturelles Selbstverständnis nicht ganz zu zerstören. Ich habe das ja in Afrika gelernt …

Rara und Voudou

Quartier-Westseite

„Kulturexport“ zu Schauzwecken ist verpönt. Rara ist ein Erbe der Tainos, die die Insel vor der Kolonisation bewohnten. Schon die Mayas feierten ähnlich die Zeit der Tag- und Nachtgleiche.

Unser Quartier heisst „Lakou-Mango“, was besagt dass hier die einstige Naturlandschaft aus Mango-Wald bestand, das ist Vergangenheit. Die Bevölkerung war bausüchtig, und das ist „geblieben“, gebaut wird unentwegt weiter. In der hochgelegenen Berg-Randzone der Drei-Millionenstadt, auf über 1000 Metern, klimatisch besser. Das hat Folgen, zB für die Landpreise, oder für die Versorgung – es gibt keine Läden, nur wandelnde Händler. Mit Brot, Zahnpasta oder Wassersäcken auf den Köpfen. Die nächsten „normalen“ Läden sind unten in Pétion-Ville, meistens leer. Nach der Stadt zu fahren ist zu weit, kaum zu schaffen wegen der Staus und   lebensgefährlich wegen der Kriminellen

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Die „Strasse“ war neuerdings bis hier „befahrbar“, mit Geländegängen, und heute noch höher hinauf, direkt ins Abenteuer. Nach dem Erdbeben mit 3-400.000 Toten bauten wir aus meiner Altersversicherung (AHV) und späten Spenden die erste Schule hier, für Waisen und Strassenkinder. Man sieht Haus Nr. 1 aus der Spendensammlung von Patrick. ganz rechts Haus Nr. 2, ebensp von Christine, und die „Schule in der Luft“ ist noch im Bau. Wenn man genügend Geld für ein Töff hat, fährt man zur Arbeit oder für höhere Schulen in die Stadt. Als Garagen dienen die wenigen Büsche die noch stehen.   Für gelegentliche Fahrten werden Töfftaxis genutzt, meist mit mehreren Passagieren.

Töff

Töff-Fahrer ist auch eine der seltenen Arbeitmöglichkeiten hier. Sonst gibt es Tragen auf dem Kopf, meist „zweistöckig“, Schaufeln, das bringt Wenigen etwas Geld. Die Meisten haben nichts als Hunger.

Arbeit

Und hinten die einzige „Autostrasse“, von Pétion-Ville heute mit einem Auto zugänglich, früher nur mit einem geländegängigen. Die Strasse führt heute noch ein Stück weiter nach oben, denn immer noch wird gebaut. Man baut sich vor die Nase, auf die Nase, unter die Nase, enger geht es nicht mehr, man kann kaum die Töfflenkstange durchstossen.

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Wie das Haus einmal aussehen und die Wege versperren wird, werden wir mit Glück noch sehen. Etwa in einem Jahr, vielleicht auch nicht. Es wird sich gut ins Dorfbild einpassen, das wir hier sehen: Lakou-Mango Ost.

 

LakouMangoSüd

Der Boden ist unerschwinglich, das Wasser muss in Kübeln auf den Köpfen hergetragen werden, oft stundenweit. Strom wird meist vom Elektrizitätswerk gestohlen, sehr selten, wie in der ESMONO, durch Solarpanels erzeugt. Und rundum nichts als Baustellen und enge Durchschlüpfe, kaum mehr bepflanzbares Land.

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Die Wohnhäuser sind treppenartig dem steilen Gelände angepasst, 4 oder 5 Stockwerke hoch. Die meisten Häuser haben noch kein Dach. Oder eines aus Wellblech.

LakMangWest

Unten in der Schlucht wirkt die ESMONO, die Gratis-Schule für die Ärmsten, mit zur Zeit 350 Kindern und 20 Lehrern und Stab. Für mehr reichen Platz und Spenden nicht, zur Zeit NOCH nicht (wir träumen von 2 Schichten=700). Die schlimmsten Kletterstellen sind durch Holzleitern „erschlossen“, für Töffs und für mich (Jahrgang 32) kaum machbar. Unterwegs bewundern wir Häuser „in die Luft gebaut“.  Auf Pfeilern, sogar „Pfeilergärten“ sollen vorkommen (ich hab sie allerdings noch nicht entdeckt) 

Bauen-in-die-Steilen-D

Täglicher Schulweg (Ottis Abstieg … )

Auch wir haben  „in die Luft“ gebaut, um eine horizontale Plattform zu schaffen und unbebaubare Steilhänge zu nutzen. Und erst noch für eine Trinkwasser-Reinigungsanlage.  

Verputzgerüst-Ost-2

Auf dem Dach in diebessicheren Eisenkäfigen zwei der vier Wasserfässer, die für die kommende Wasserreinigungs-Anlage vorgesehen sind. Zwei für das Schmutzwasser, zwei für das gereinigte Brauchwasser, das einmal entstehen wird.

Pfeiler

Die Schulleiterin Melissa erklimmt zusammen mit einer Lehrerin eben die Treppe hinauf zur Unterrichts-Plattform, wo bereits wissenshungrige Schüler am Werk sin

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Die Platzverhältnisse spiegeln sich auch in der Schulstube, aber die Kinder sind anspruchslos und froh, dass sie überhaupt lesen lernen. Und wie!

Schüler

Und wie die Kinder lesen lernten …

Doch Lesen und Schreiben allein genügt nicht zum Überleben. Dazu nächstesmal mehr.

Siehe 28.3.16 wir bitten einen Freund und Gönner, ein neues Dach zu spenden …

Ein Leser schreibt: „Ihre Berichte sind wohl die einzigen aktuellen sowie glaubwürdigen überhaupt, welche zur Zeit zu bekommen sind. Herzlichen Dank dafür!“

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