Geschichte der Schule

Wie aus den Trümmern des schweren Erdbebens von 2010 in Haiti, aus Eigeninitiative der Eltern und freiwilliger Helfer, eine Schule für Strassenkinder – ESMONO (Ecole Soleil sur Montagne Noir) – entstand.

Trümmerblüte – Trümmerschule:

Doch in den Trümmern leuchtet die Hoffnung

Otto Hegnauer

 

Das Erdbeben vom 12. Januar 2010 in Haiti

An diesem Tag wurde Haiti von einem Erdbeben der Stärke 7,0 heimgesucht, welches das ganze Land in Schutt und Trümmer begrub. Das Epizentrum lag etwa 25km südwestlich der haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince. Dieser Tag wird auch der auf Haiti lebende Schweizer Otto Hegnauer nicht so schnell vergessen.

“Gegen 17:00 Uhr Ortszeit hat es plötzlich gedonnert und gerüttelt, man brauchte kein Seismograph zu sein um zu merken was los war. Noch während das Haus bebte, Vasen und Flaschen um meinen Kopf flogen, packte ich die notwendigsten Dinge wie Portemonnaie und Geld sowie meinen Laptop und flüchtete aus dem 2. Stock ins Freie – zum Glück unversehrt, denn das 3. Stockwerk krachte bereits herunter.”

Mit diesen Worten beginnt die berührende Erdbebenberichterstattung von Otto Hegnauer. Nicht nur einmal im Leben haben ihm seine Schutzengel ein weiteres Leben beschert. Obwohl er sein ganzes Hab und Gut verloren hat, kämpft der 83-Jährige heute an vorderster Front, als Reporter und Berater für die Schule für Strassenkinder ESMONO. Unterschlupf fand er nach dem Erdbeben bei seiner ehemaligen Angestellten Melissa, die heute die Rektorin der Schule verkörpert. Bei ihr und ihrer Familie lebt Otto Hegnauer in einer Art Wohngemeinschaft im Bergquartier Lakou-Mango. Aus der Trümmerburg – wie Otti sein Zushause liebevoll nennt – schreibt Otto auch im hohen Alter jeden Tag eine Kolumne und berührt aus den Montagnes Noires die Welt.

Das Leben nach dem Beben

“Ich war materiell „reich“, jetzt bin ich reich an Glücksgütern wie Erinnerungen und Erlebnisse, ich war ein unverbesserlicher Egoist und tat alles für mich, jetzt habe ich mein Geld abgegeben, den Menschen, die mich betreut und gerettet haben. Alles was mir gehörte gehört jetzt uns, meine AHV (Alters- und Hinterbliebenen-Versicherung) ist unsere Quelle hier, ganz ohne geht es nicht. Und die Menschen hier, die mir das Leben gerettet haben, holen was sie brauchen. Das ist nicht viel.”

Während des Erdbebens flüchtete Otto Hegnauer auf die Montagnes Noires, die Schwarzen Berge, zusammen mit anderen Inselbewohnern und baute sich dort eine erste, notdürftige Unterkunft mit Decken. Genächtigt wurde auf dem harten, steinigen Boden und durch den direkten Bodenkontakt waren die Nachbeben innig spürbar.

Schule für Strassenkinder – ESMONO

TrümmerburgRund ein halbes Jahr später, im September 2011, entstand auf diesem Berg die Trümmerschule ESMONO mit 40 Strassenkindern. Otti wollte den Menschen vor Ort etwas zurückgeben, denn wie er selbst sagt, ist er seit diesem Schreckensbeben ein anderer Mensch.

Zu Beginn wurden die Lehrmittel an den Wänden von Müttern und Vätern sowie deren Kindern gemalt. Da kam es auch mal vor, dass nach einem Regen die ganzen Hilfsmittel neu gemalt werden mussten. Den Kindern wurde mit Hilfe von Etiketten, Dosen, Reklamedrucken, etc. das Alphabet sowie das Zahlensystem beigebracht. Die Lehrer arbeiteten unentgeltlich. Bei ESMONO lernen die Kinder auch für uns ganz selbstverständliche Dinge. Dass man nicht lügt oder stiehlt, “Guten Morgen” und “Auf Wiedersehen” sagt, nicht nur die Hände sondern auch sich selber waschen muss und weitere alltägliche Lebensinhalte. Es ist also eine ganzheitliche Vorbereitung für das spätere Leben, was unseren Kindern von den Eltern zu Hause mitgegeben wird.

Bis zur definitiven Rückkehr Ottis in die Schweiz und der darauf folgenden Gründung des Vereins PRO ESMONO wurden aus Spenden und Ottis AHV Lehrmittel und weitere notwendige Installationen, wie ein WC oder eine warme Mahlzeit pro Kind und Tag, finanziert und auch die Lehrer wurden mit CHF 1’000.- pro Jahr entlöhnt. Aktuell beträgt der Jahreslohn der Lehrpersonen 1500 Franken, was einem durchschnittlichen bis besserem Standard entspricht. Der Unterhalt der Schule wie auch die Lehrerlöhne werden vom Verein getragen.

Trotzdem ist das Schulprojekt ESMONO auf weitere Spenden angewiesen, denn es werden beispielsweise noch eine eigene Strom- und Wasserleitung, weitere Lehrer sowie Lehrmittel gebraucht. Immer wieder tragen die beiden kleinen Schulhäuser Schäden durch Unwetter davon, die repariert werden müssen. Mit der grassierenden Teuerung werden die Kosten immer höher.

Dokumentation einer leidgeprüften Zeit

Christine Fischer stand in jahrelangem Kontakt mit Otto Hegnauer; sie hat ihn nach Suhr in die Schule eingeladen, um live zu berichten, war in Haiti vor Ort, hat Geld gesammelt, Schulmaterial, das damals noch per Conatiner verschickt werden konnte und spätere Spendenaktionen für Wirbelsturmauswirkungen gestartet. Im „Lesefutter“ hat sie vieles festgehalten, es sind dort mehrere Präsentationen ihrer Reiseerlebnisse (2014) (insgesamt ca. 50 min) zur Schule ESMONO und zu Haiti zu sehen; noch heute haben sie an Wichtigkeit nichts verloren; die Situation ist keineswegs besser geworden.

Hier gehts zur Sammlung der Beiträge – inkl. Videos.

Bilder aus der ESMONO

Erstes neu erbautes Schulhaus im Quartier Lakou Mango, ganz oben in der Schlucht, ohne direkte Strassenanbindung – mit der Flagge auf dem Dach und Wassertonnen
Schulhaus von weiter oben gesehen
Pausenplatz im Steilhang; links der Beginn der Schule in diesem Unterschlupf
Schulleitungsteam, mit Gründer Otto Hegnauer; Melissa Charles, rechts pädagogischer Schulleiter Fritz
Viele SchülerInnen kommen mit leerem Magen in die Schule, Müdigkeit bis hin zu Ohnmachtsanfällen zeugen davon; der Schulweg kann mehr als 1h dauern, in rutschigem, steilen Gelände; in der Pause wird ein Znüni abgegeben.
Aufmerksame Schüler, die wissen, wie viel Wert Bildung ist.
Unterricht in der Mittelstufe, mit Stoff, der bei uns anfangs Oberstufe aktuell ist.
Die Schulzimmer im ersten Schulhaus sind räumlich durch Trennwände voneinander abgetrennt; es herrscht eine ermüdende Kakaphonie, da die Kinder Neues im Chor repetieren.
Dieses Schulbuch gehört einer Drittklässlerin……
Stoff in der 3. Primarklasse …!