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2022 – Ein Jahr mit wenig Lichtblicken

2022 war für Haiti ein aussergewöhnlich hartes und gefährliches Jahr. Ohne in einem wirklichen Krieg zu stehen, kann man die Situation im Land als kriegsähnlichen Zustand beschreiben – wirtschaftlich, sozial und politisch. Regierungslos, hungernd, treibstofflos, bildungsunterdrückt, orientierungslos – und regiert von Gewalt und Cholera.Offene und  funktionierende Spitäler waren  zum 2. Mal innerhalb von 12 Jahren mit Cholerakranken überfüllt.

Auszüge aus dem Rundbrief von „Hand in Hand“ zur Situation in Haiti – auf den Punkt gebracht:

„Das haitianische Volk leidet weiter! Ohne Regierung – ohne Parlament – bei durchschnittlich 40 % Inflation.
Seit September 2022 hat sich kein Schultor geöffnet. 5 Millionen Kinder und Jugendliche können nicht zur Schule gehen wegen Unsicherheit vor dem Bandenwesen! Es gibt kein Benzin für den Schulbus oder die Moto-Taxis, welche die Lehrer in die Schulen transportieren sollten. Die Lehrer haben kein Geld, um die Taxis am Morgen und am Abend zu bezahlen. Die Cholera ist erneut ausgebrochen! Das ist weiter nicht verwunderlich: In der Hauptstadt, gibt es nur schmutziges Wasser, da ohne Treibstoff kein verschmutztes Wasser gereinigt werden kann. Die Stadt ist eine einzige grosse Müllhalde… das ist das Resultat eines Landes ohne Regierung!“

Dokument zur Schuljahreseröffnungsverschiebung

Benzinpreise: Anfang September stoppte die Regierung aufgrund des chronischen Haushaltsdefizits des Staates die Subventionierung von Erdölprodukten. Die Treibstoffpreise stiegen daraufhin von einem Tag auf den anderen um mehr als das Doppelte. Als Reaktion auf diese Entscheidung gerieten die Hauptstadt und die wichtigsten Provinzstädte in Aufruhr. Eine der Banden in der Hauptstadt nutzte diese Proteste aus und blockierte zwei Monate lang den Zugang zum wichtigsten Ölterminal des Landes, was zu einer ernsten Treibstoffknappheit und einer Explosion der Preise auf dem Schwarzmarkt führte.

Gewalt durch Gangs: Die zahlreichen Gangs weiteten ihren Einfluss auf Stadtgebiet (und Agglomerationen) von Port-au-Prince weiter aus, was zu einer Zunahme von Entführungen und Massenmorden führte. Das Haus zu verlassen, stellt heute ein Sicherheitsrisiko dar und die Zugangsstrassen in den Süden und Norden des Landes sind unter der Kontrolle dieser Banden. Die nationale Polizei ist mit der Skrupellosigkeit dieser Banden masslos überfordert. (Erst über die WM und Feiertage im Dezember wurden Barrikaden gelockert.)

Militärische Intervention: Die Übergangsregierung befindet sich in völliger Lethargie und die politischen Kräfte, die ihre Absetzung fordern, bieten keine glaubwürdige Alternative an. Um dieser chaotischen Situation Herr zu werden, beantragte die Übergangsregierung bei den Vereinten Nationen eine militärische Intervention, um gegen die Banden vorzugehen. Die internationale Gemeinschaft ist in dieser Frage jedoch zurückhaltend, da sie sich an das Scheitern ihrer früheren Missionen erinnert. Bisher wurden nur von den USA und Kanada Sanktionen gegen Persönlichkeiten verhängt, die mit den derzeitigen Unruhen in Verbindung gebracht werden.

Sicherheit der Nahrungsmittelversorgung: Obwohl keine Krise in Sicht ist, leidet die Bevölkerung unter einer galoppierenden Inflation von rund 40%. Lebensmittel sind die Produkte mit den stärksten Preissteigerungen. Dieser Preisanstieg und die Versorgungsschwierigkeiten haben das Land in ein bisher unbekanntes Ausmass von akuter Ernährungs-Unsicherheit getrieben. In einigen Gebieten wird nun von einer Hungersnot gesprochen.

Plünderungen überall

Wiederaufflammen der Cholera: Zu allem Überfluss ist auch die Cholera wieder aufgetaucht. Die ersten identifizierten Choleraausbrüche sorgten für grosse Aufregung und alarmierten die Hilfsorganisationen über die Notwendigkeit einer raschen Reaktion. Aufgrund ihrer Erfahrung versuchten die lokalen Akteure, in der aktuellen Situation eine angemessene Reaktion zu finden, um eine Wiederholung der Katastrophe wie vor 12 Jahren zu vermeiden.

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