Klassentag 2=15 in Flaach, ganz rechts Thuri, hier seine Werke (http://www.bruehlmeier.info)
Dies ist ein Blog für meine Semi-Kollegen aus den 50er Jahren, natürlich auch für jedermann. Für einmal beginne ich mit dem Schluss, wie er sonst üblich ist: Ich sende euch schon am Anfang ganz liebi Grüess (au für die wo nid fertig läsed) und wünsch eu en sunnige Klassetag! Otti und seine 400 Kinder im Glück.
Für Seengen: ich bin jetzt 84 und nicht mehr ganz reisefähig
Am 13. treffen sich meine Klassenfreunde wieder, diesmal im Tagungshaus Rügel in Seengen in der Schweiz. Ich werde nicht mehr dabei sein, die Gründe sind begreiflich. Ich danke bei der Gelegenheit allen, die unsere Schule unterstützen, Thuri und allen andern! Ich schenke euch die Schule posthum – das geht aber noch lang, und: kann man Schulen verschenken?
In Flaach mit 83 ging es noch knapp …
Es war meine letzte Reise, natürlich voller Abenteuer. Das wäre allein ein Buch wert. Aber mein Verlag hat Konkurs gemacht, die Tantiemen sind nie zu meinen Kindern gekommen, wie vorgesehen; das deutsche „Rechtssystem“ hat sie gestohlen. Nie mehr Bücher schreiben!!! Von westlichen „Rechtssystemen“ hab ich genug!
In Gressier war ich 66, Ihr wart dabei
und habt mein Haus noch geniessen können, VOR dem Schreckensbeben. Dann blieben nur noch Trümmer und mein Leben übrig, voller Erinnerungen und natürlich Ideen. Und eine AHV. Daraus wurde eine Schule mit 400 Strassenkindern, 10 Lehrern, einer Trinkwasser-Aufbereitung und mehr …
Uns trennen Welten, aber nur Distanzen, Gedanken vereinen uns; mit denen bin ich voll bei Euch. Unreisefähig, vor allem hier oben, wo man klettern muss, bevor man die Schule, FAST klettern, bevor man die Strasse erreicht
Uns trennen Welten, aber nur Distanzen, Gedanken vereinen uns; mit denen bin ich voll bei Euch. Unreisefähig, vor allem hier oben, wo man klettern muss, bevor man die Schule, FAST klettern, bevor man die Strasse erreicht.
Falls Euch das interessiert: Hier wohne ich, zuoberst, ironisch „Bergburg“ genannt. Mit Melissa, der Schulleiterin, und ihren 5 Kindern, ihrem Ehemann Mystal, der Magd Dominique, dem Rektor Fritz, und Zugewandten, 10 oder mehr, aufgenommen durch ein Loch im löcherigen Schulzelt. Gehen hört einmal auf, besonders in solchen „Verhältnissen“ … Bewegungsfreiheit keine, draussen steinig und stotzig, Klettertour hinunter zur Schule kaum mehr machbar. Zur Strasse Stolperstrecke dito. Die führt auf der anderen Seite hinunter in den Stau, 3-4 Stunden sind normal. Ich bleibe lieber zuhause.
Trotzdem möchte ich nicht tauschen, es geht mir zu gut. Es ist ungeheuer interessant. Ich sitze mitten in einer sagenhaften Arena, sehe Millionen von Häusern, auch Menschen, und was sie tun. Ich sehe noch „gut“. Hie und da ein Makel; letzthin wollten wir zur Botschaft, am Stadtrand hielt uns die Polizei zurück und wies uns auf einen „Parkplatz“, der Stau war undurchdringlich. Es gäbe keine Ausnahme … Melissa ging allein zu Fuss weiter. Ich wartete über 3 Stunden im Auto und in der Hitze. In ein paar Tagen ist „Lebensbestätigung“ fällig. Wie das wohl rauskommt?
Ich höre täglich die Kinder aus unseren beiden Schulen, und was sie tun, Gesänge, Geklatsche, Getanz, Geschrei, gewaltig!!! Es stellt mich auf! So könnte ich noch 100 Jahre alt werden oder mehr (ohne Arzt etc., sorry Peter und Urs … ). Ich höre noch gut. Ich möchte, Ihr könntet das ebenfalls erleben …
Ihr werdet erstaunt sein, mein Freund und heute unter euch anwesende Klassenkollege Thuri ist gut in unsere Schule involviert, nicht nur als Förderer und Vorstandsmitglied von PRO ESMONO, sondern auch als Inspirator und Autor. Sein Buch „Tête, Coeur Et Main“ (französische Ausgabe von „Menschen bilden“ ist auch bei unseren Lehrern ein Hit. Leider haben wir nur ein Exemplar, vielleicht lässt sich das ändern. Christine Fischer, die Suhrer Lehrerin, weiss, wann wieder ein Container fährt. Viele Grüsse auch an sie!
Hier ein Link auf einen Blog, der gut die Menge und Begeisterung unserer Schüler zeigt. Wahrhaft eine aufgestellte Schule, wir haben bei 400 Schülern gestoppt, da wir fürchten, unser Betteln könnte sonst die Kosten nicht mehr decken … Und hier ein Link auf die Liste meiner Blogs.
Wir haben 2 Schulhäuser, 400 Schüler und 10 Lehrer. Die Gratissschule ESMONO für die Ärmsten muss ja kein Geld einbringen. Sie sind traurig, dass heute gerade die Ferien beginnen! – Wir haben die einzige Trinkwasser- und Wasserabgabe der Gegend, für Schule und Volk, das Trinkwasser schmeckt super, und ein Solardach aus Australien ist unterwegs. Alles dank euch!
Monteure kommen von Australien, aber niemand gibt zur Zeit Visa und Arbeitsbewilligungen, oder Auskünfte dazu. Wer soll auch, in einem Staat ohne Regierung, ohne Präsident … Und alles in Sprachen, die niemand versteht. Aber schon hat sich die „International Mission“ eingeschaltet, die helfen uns, wenn es der Staat nicht tut. Spannend …
Auch Ihr habt Eure Probleme, wie man hier liest: „bilinguale Schule“, „Leseschwäche“ u.a.m. Diese angeblich bei jedem 10. auftretende Schwäche ist keine „Myasthenie“ oder anderes Fremdwort, sondern ein Leiden das meines Erachtens eben mit Fremdwörtern und Abkürzungen zusammenhängt, oder mit Medien. Und zunimmt. Die Sprache der Gelehrten müsste attraktiver werden. Vorzeigen per TV oder Video ist einfacher. Das habe ich 1982-96 schon bei der Migros versucht und mit VIDEOMIT erfolgreich bewiesen. Vorher beim Jugend-Fernsehen auch.
Fernsehen und Video sind die attraktivsten Informationsübermittler. Die Strassenkinder benützen gelegentlich „Tablets“, wir haben ein paar davon; Infos von jeder Quelle, Bild und Ton. Ist Lesen veraltet? Vielleicht auf Papier. WIR schreiben und lesen auf blauem Glas, rund um die Welt! Wir lernen es deshalb besonders gut, und erst noch französisch. „Verstehen“ erfragen wir, klar.
In der Fliegerschule habe ich gelernt, jede Instruktion mit andern Worten zu wiederholen, „say in other Words“. Das war vor 50 Jahren. Heute sagt man „Synonym“. Wir praktizieren das auch französisch mit den Knirpsen. Es geht, auch heute! Von Leseschwäche keine Spur.
Lesen und Schreiben ist immer noch besser, das lernen die Kinder wenigstens richtig!
Doch Lesen und Schreiben allein genügt nicht zum Überleben.
Ein Leser schreibt: „Ihre Berichte sind wohl die einzigen aktuellen sowie glaubwürdigen überhaupt, welche zur Zeit zu bekommen sind. Herzlichen Dank dafür!
Schule ohne Lizenz?
Wir sind die Schule ESMONO seit 2010. Wir haben 400 glückliche Schüler, 10 (glaub ich) auch glückliche Lehrer, 2 Gratisschulen, die einzige Wasseraufbereitung weit und breit, und mehr.
Ohne Änderung der Gesetze und Platzverhältnisse erlaubt unsere gegenwärtige Finanzierungsbasis leider die Führung einer Sekundarschule nicht. Die haitianische Regierung verlangt, dass jede Schule bis auf die 9. Klasse aufstockt. Es ist nicht ratsam, eine fremde Regierung zu kritisieren und sich mit ihr anzulegen. Heisst dass uns die Lizenz entzogen würde, die Schule würde „schwarz“. Eine Schule in den Schwarzen Bergen muss aber nicht schwarz sein! Da nützen ein paar tausend Facebook-Freunde nichts.
Zur Besserung der Platzverhältnisse und Erdbeben-Sicherheit haben uns Freunde aus Hongkong den Bau einer zweiten Etage versprochen, in einem Jahr oder später.
Der Wunschtraum von der Sekundarschule ist ausgeträumt. Aus finanziellen Gründen. Wir haben beschlossen, uns nach der Decke zu strecken und auf eine 7., 8. und 9. Klasse zu beschränken. Nach den Sommerferien wird die 6. Klasse beginnen. Für einige Zeit suchen wir noch eine Übegangslösung. Die Gratisschule soll bleiben. Incl. Schulung, Bücher, Uniform, Musik- und Nebenfächern, Exkursionen, Gesundheitspflege, Nahrung (Mannapacks), ALLEM. Unsere Kinder sind ja Strassenkinder in den Bergen, sie haben kein Geld.
Lehrerlöhne, Schulbücher und Verpflegung sind bis Jahresende gesichert.
Bleibt Hoffnung dass endlich ein Präsident gewählt wird, der die Gesetze ändert. Oder dass sich neue Helfer finden. Ein Vabanque-Spiel.
Hilfe an SOGEBANK Haiti Kto. 17-1103-863-6, oder
Pro Esmono, Zürcher Kantonalbank Kto.1100-05239615, IBAN CH52 0070 0110 0052 3961 5, SWIZKBKCHZZ80A. Danke!