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Unterwegs ins Ungewisse/aller dans l’inconnu

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Wir sind zurück, ich bin wohlauf, nur technisch behindert. e-Mail kaputt, und die meiste Software damit, Hiiilfe!!! Beim Versuch, vor Abreise eine Arbeit zu speichern, kam die Meldung, das gehe nicht – der Arbeitsspeicher sei voll und zu leeren. Fatal, denn es stand nicht WIE. Ich versuchte es falsch, es löschte alles auf dem Bildschirm. Ich habe zu nichts mehr Zutritt.

WordPress und WP Edit schaffte ich wieder, zum Glück auch die Manuskripte, das e-Mail-Konto jedoch nicht. Vermutlich gab ich einen falschen Code ein beim Änderungsversuch. Ich hoffte auf Hilfe von Freunden, und reiste ab ohne e-Mail-Konto. Und Youtube und alles was davon abhängt …  (Nachtrag 23.10.: der Präsi hat uns das wieder eingerichtet, danke!).

Am 17. war zudem „Jour de Dessalines“, niemand hatte das bedacht. Jean-Jacques Dessalines war Führer der haitianischen Revolution und der erste Kaiser von Haiti. Das gab es damals noch, heute nicht einmal mehr einen Präsidenten.

Am 17. Oktober 1806 wurde Jean-Jacques ermordet. Seither sind Banken und Geschäfte an diesem Tag geschlossen … Die Reise wurde auf den 18. verschoben, notgedrungen. Der war ausgefüllt mit stundenlangem Warten in Banken, Autostaus, u.a., und so wurde der 19. Reisetag. Da ging’s endlich los, durch unbeschreibliche Staus. Unzählige Ausweis- und Polizeikontrollen.

In Gressier, meinem früheren Wohnort, war es Mittag, 4 Stunden „Fahrt“ waren vorbei. Gressier ist spannend geworden. Steine und Felsbrocken flogen, Lärm und Gestank. Melissa tat gut daran sofort in ein Versteck, heisst tief ins seitliche Dickicht zu fahren. Auf der Strasse versuchte ich zu fotografieren, aber da wurde energisch abgewunken, also leider keine Bilder.

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Lamento auf der Strasse. Gestoppte Menschen, was tun? Die meisten versinken im Chaos,  – Polizisten winken energisch ab wenn man fotografieren will, und drohen. Das bleibt das einzige Foto. Melissa fährt schleunigst ins seitliche Dickicht, zum Versteck. Offenbar richtig aber nicht genug, Polizisten schicken uns noch tiefer ins Unsichtbare. Zerbeulte Wagen mit kaputten Scheiben zeigen dass dies wohl richtig war. Wir harren drei Stunden und lauschen dem Schiesslärm. Oben kreisten Helikopter, tiefer sogar eine Drohne. Meine erste in Realität. Es bleibt Beulenlärm, Scheibengeklirr und schliesslich Schiessgeknatter. Und zwar mehrmals. Polizisten kommen und schicken uns noch tiefer ins Unsichtbare. Es sei gefährlich draussen, das brauchen sie nicht zu sagen.

Endlich kommt Bewegung in die Szene. Hinter uns eine seitliche Piste, darauf eine Kolonne von Lastwagen, Cars und Jeeps die sich langsam landeinwärts bewegt, unter Polizeiführung, wir schliessen uns an. Blindes Gottvertrauen. Schliesslich geht’s durch Wasserlaken und Pfützen wieder auf eine Strasse. Wir kreuzen zurückfahrende UN-Kolonnen und Polizeifahrzeuge, und das Abenteuer scheint vorbei.

Nicht aber die Reise, die Fahrt geht weiter, es geschieht nichts Aufregendes mehr. Sturmschäden, schrecklich erst bei Anse-à-Veau. Ich traue meinen Augen nicht, hatte geglaubt, nur leichtgebaute Häuser würden zerstört, aber hier fiel sogar ein sechsstöckiges Gebäude aus Beton in Trümmer. Das zeigt uns ein Bekannter. Die Schadenbilder sind unvorstellbar. Wir hoffen auf besseres Fotowetter auf dem Rückweg …

Es regnet in Strömen, und um 18 Uhr lädt man mich beim Hotel ab. Auch der Wagen bleibt hier. Die Ärmsten haben noch einen 2-stündigen Marsch vor sich, durch Regen, Morast und im Dunkeln.

Ich bin froh, wenigstens ein Bett zu finden. Es ist sauber, und zwar sehr. Die Menschen haben ja nichts mehr zu tun als zu putzen. Auch der Computer ist dabei. Stuhl und Tisch werden gebracht, Strom wird geliefert. Trotzdem kann ich nicht online gehen, abgesehen vom geographischen Standort. So schreibe ich mein „Tagebuch“ offline – vielleicht wirst Du das eines Tages lesen.

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Donnerstag 20. Die Nacht ist vorbei, vor dem Fenster eine Tankstelle, scheinbar leer. Leidenschaftliche Szenen bei Töff-Fahrern und Auto-Chauffeuren, die alle wegfahren, mit dem letzten Tropfenrest Treibstoff. Das Theater direkt vor den Augen; es ist perfekt. Stehen doch immer etwa 20 Leute unter dem Dach, wohl nicht nur um trocken zu bleiben, sondern um Neuigkeiten zu diskutieren. An solchen fehlt es hier nicht.

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Ich kann mir das Gerangel oben bei Papa Melissa kaum vorstellen. Christine Fischer, die fleissige Lehrerin aus Suhr, hat in ihren Kreisen einen grösseren Geldbetrag gesammelt, für die ärmsten Menschen um den Papa Melissas bestimmt. 50 Menschen dort hatten ihre Häuser verloren, waren angemeldet und drängten sich unter dem einzigen Dach der Gegend. Und wollten wohl ihre Almosen empfangen. Es waren laut Melissa „Tausende“, ein gewaltiges Chaos. Danke Christine und allen Spendern!

Und nochmals, eine Wiederholung. Der Papa Melissas löst die Probleme nach seiner Art, im Gebet. Er ist so in unsere Schule gekommen, er hat mich besucht wenn ich Computer-Probleme hatte, und gebetet:

https://www.youtube.com/watch?v=BnGCp50CCpM Ob man daran glaubt oder nicht, spielt keine Rolle. Es hat jedenfalls nie geschadet, es hat sogar genützt!

Am Morgen kommt Nene vorbei, der Ehemann Melissas. Um mein Wohlergehen zu kontrollieren – unnötig, ich lebe noch. Wer nicht mehr lebe oder immer noch lebe, sei an der Totenzeremonie in der Kirche. Melissa ist auch dort. Es  bleibt interessant.

Freitag 21. sollte es zurück gehen. Das war wenigstens vorgesehen. Aber statt dass sich die Natur ausruht, tobt eine weitere Gewitternacht. Sie tobt kreolisch … Schlaflos, um 03 Uhr sitze ich am Computer und fantasiere ob unsere Freunde in der Schweiz, in Hongkong, Australien und anderswo gemerkt hätten, dass es „nur“ am e-Mail fehlt? Von dort sind ja zu uns Reisende unterwegs und eine grosse Ladung Unsicherheit und Solarpanels, die in den nächsten Tagen ankommen sollte. Und wir sind „untergetaucht“, was tun????? 

Nach 13h fahren wir ab auf den Heimweg. Das erhoffte Fotowetter bleibt aus. Wir zeigen einige schreckliche Bilder wie sie uns begegneten.

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Nach 19h ist Ankunft in Lakou-Mango. Und wieder eine schlaflose Nacht, wenigstens im „eigenen“ Bett.

 

https://www.youtube.com/watch?v=UAswKw3qFIM ESMONO wird vorgestellt (Patrick)

https://www.youtube.com/watch?v=LZA4x7Oi08E Schule ESMONO (Christine Fischer)

https://www.youtube.com/watch?v=eAowR-AeuW0 Interview mit Rektorin Melissa

https://www.youtube.com/watch?v=zoTSNrJPKTM Anse-à-Veau (Tal)

https://www.youtube.com/watch?v=-DtSiuip71s Digitale Transformation an Schweizer Schulen

https://www.youtube.com/watch?v=fifzcYBbZLE Die Zukunft der Schule https://www.youtube.com/watch?v=-DtSiuip71s Digitale Transformation an Schweizer Schulen

https://www.youtube.com/watch?v=RrD0bRV9grY Schule & Bildung 2015

https://www.youtube.com/watch?v=zobZU0eXtYw Lernen mit digitalen Medien

https://www.youtube.com/watch?v=tZnIl9hh1OY Computerbus-Schule in Kenya

https://www.youtube.com/watch?v=kaiYien2TE0 Schüler in Kenya arbeiten mit Laptops. Vielleicht finden wir auch so eine Kirche!!!

 

Lesen und Schreiben ist immer noch besser, das lernen die Kinder wenigstens richtig!  

Doch Lesen und Schreiben allein genügt nicht zum Überleben. Seit 2010. Hilfst Du mit?

Pro-Esmono

Ein Leser schreibt: „Ihre Berichte sind wohl die einzigen aktuellen sowie glaubwürdigen überhaupt, welche zur Zeit zu bekommen sind. Herzlichen Dank dafür!“

Ein anderer Leser: „Ich finde den Otto Hegnauer seit Jahren eine Wucht… beeindruckend!“

Und Otti kontert: Die Wucht sind die haitischen Mitarbeiter. Und eben das Zauberwort: Motivation!

Gerontologieblog der Universität und Stadt Zürich

Rückspiegel

 

Hilfe an SOGEBANK Haiti Kto. 17-1103-863-6, oder

Pro Esmono, Zürcher Kantonalbank Kto.1100-05239615, IBAN CH52 0070 0110 0052 3961 5, SWIZKBKCHZZ80A.

Bitte für Katastrophenhilfe Beiwort DIREKTHILFE. Danke!

 

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